03. GETEILTES ITALIEN

Urheberrechte: Altotemi – CC BY-SA 2.0

Was ist das? Ein Skigebiet?

Hier sind wir auf 2200 m Höhe, auf einem der höchsten Gipfel des Gran Sasso in Abruzzen.

Was kann denn an einem so abgelegenen Ort vorgefallen sein?

In diesem – damals wie heute – von vielen Touristen besuchten Hotel wurde Mussolini nach seiner Verhaftung gefangen gehalten. Zuvor hatte ihn der Faschistische Großrat bei der Versammlung vom 25. Juli 1943 zum Rücktritt gezwungen.

Wie kam es zu einem so radikalen Wandel?

Parteiinterne Auseinandersetzungen, der katastrophale Kriegsverlauf und die Nachricht von der Landung der Alliierten auf Sizilien nötigten den König, die Führung der Regierung Marschall Badoglio anzuvertrauen.

Das war dann auch das Ende von Mussolini?

Nein, denn am 12. September 1943, wenige Tage nach Verkündung des Waffenstillstands, startete die Befreiungsaktion mit der Bezeichnung „Unternehmen Eiche“: Auf direkte Anordnung von Hitler wurde der Duce von deutschen Fallschirmjägern befreit. Es folgte die Neubildung des faschistischen Parteidirektoriums und während die Alliierten den Süden Italiens befreiten, wo der König eine neue Regierung für das sog. Regno del Sud („Königreich des Südens“) einsetzte, rief Mussolini im Zentrum und im Norden Italiens, in den von deutschen Truppen besetzten Gebieten, die Repubblica Sociale Italiana (RSI) („Republik von Salò“) ins Leben.

Urheberrechte: Raniero Pizzi

GESCHICHTE

Ein Komplott von König Vittorio Emanuele III. und einigen faschistischen Parteigranden zwingt Mussolini zum Rücktritt: Am 25. Juli 1943 wird Marschall Pietro Badoglio zum Regierungschef ernannt und der Duce in Gefangenschaft genommen.

Der Krieg an der Seite der Deutschen wird indessen fortgesetzt, ebenso wie die Unterdrückung der Unmutsbekundungen aus der Bevölkerung. Gleichzeitig aber schließt Badoglio einen Waffenstillstand mit den Angloamerikanern ab, der am 8. September 1943 öffentlich gemacht wird.

Italien ist nun ein geteiltes und besetztes Land, die Streitkräfte sind in Auflösung begriffen. Die deutschen Ex-Verbündeten wandeln sich in ganz Nord- und Mittelitalien zur Besatzungsmacht. Der König und Badoglio verlassen Rom und flüchten nach Brindisi, wo sie unter der Kontrolle der Alliierten das Regno del Sud („Königreich des Südens“) ins Leben rufen. Dort formieren sich auch die antifaschistischen Parteien neu. Im Zuge der allmählichen Befreiung des Landes von der deutschen Besatzung wird der Regierungssitz im Februar 1944 nach Salerno verlegt.

Mussolini gründet nach seiner Befreiung durch die Deutschen die Repubblica Sociale Italiana (RSI) („Republik von Salò“), eine Kollaborationsregierung, die von Hitler gestützt wird, um Alliierte und Partisanen zurückzudrängen. Die RSI verfügt über reguläre Streitkräfte und verschiedene Polizeieinheiten.

ERINNERUNG

Ein König, der aus der seiner Hauptstadt flüchtet, die zwiespältige Figur Pietro Badoglio, die militärische Führung, die eine in Auflösung begriffene Armee im Stich lässt, die gesamte staatliche Organisation, die zusammenbricht: Der Waffenstillstand mit den Angloamerikanern, der am 8. September 1943 öffentlich gemacht wurde, stellt einen entscheidenden Wendepunkt in der italienischen Geschichte dar, ein Sinnbild für die Zweiteilung der kollektiven Erfahrungen und Erinnerungen. Geteilt zwischen einem nach und nach von den Alliierten befreiten Süden und einem Norden des Landes, der dem harten deutschen Besatzungsregime unterlag, wo sich aber gleichzeitig auch die bewaffnete Resistenza entwickelte.

Im kollektiven Gedächtnis ist das, was sich im Regno del Sud abspielte, kaum präsent und sind die ersten Bemühungen für den Aufbau der Demokratie wenig verhaftet.

Die Geschichte der Repubblica Sociale Italiana (RSI) ist verschleiert, wenn nicht sogar ausgelöscht worden, indem die entsprechende Dimension der privaten Erinnerung der Überlebenden, einer Mischung aus Opferpose, Nostalgie und Ressentiments, überlassen wurde. Die kollektive Bewusstwerdung für das, was die RSI zu verantworten hat, einschließlich der auch unabhängig von den deutschen Besatzern durchgeführten Repressalien, kann sicher nicht als abgeschlossen gelten.

Sehenswürdigkeiten

01.
Insel Maddalena
(La Maddalena, Sardinien)
02.
Museum für das Kriegsende
(Dongo, Lombardei)
03.
Gefängnis degli Scalzi
(Verona, Venetien)
04.
ROCCA DELLE CAMINATE
(Meldola, Emilia-Romagna)
05.
VILLA TRISTE
(Florenz, Toskana)
07.
Stadtpalast
(Salerno, Kampanien)
09.
Gedenkräume
(Siena, Toskana)

 

Film- und Literaturtipps

I 600 giorni di Salò

Dokumentarfilm

(Emanuele Valerio Marinoe Nicola Caracciolo, 1991)

Tutti a casa

Film

(Luigi Comencini, 1960)

Il generale Della Rovere

Film

(Roberto Rossellini, 1959)

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