08. DIE INVASION DER ALLIIERTEN

Urheberrechte: Annabella De Robertis

Noch ein Hotel? Was machen wir an diesem Ort, ich sehe nicht ein einziges Denkmal …

Das ist Brindisi, das für eine gewisse Zeit im Königreich des Südens als Hauptstadt fungierte. In den Hotelzimmern waren zunächst der König und die Regierung Badoglio untergebracht, dann das Hauptquartier der Alliierten Militärmission, die von hier aus die Politik der italienischen Regierung lenken und die Offensive gegen die Deutschen koordinieren sollte.

Also besetzten die Alliierten Süditalien?

Faktisch schon, auch wenn fast das gesamte Gebiet zum befreiten Territorium erklärt wurde, allerdings unter der Kontrolle der alliierten Militärverwaltung. Ziel war es, die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten und durch Kooperation die Wiedereinsetzung einer freien Regierung zu ermöglichen.

Aber haben die Alliierten euch auch bombardiert? Mein Großvater hat mir erzählt, was in Dresden vorgefallen ist …

Ja sicher, Brindisi wurde zu Beginn des Krieges hart getroffen. Daher war der Einzug der Alliierten in die Stadt nicht einfach und von starken Ressentiments begleitet. Heftige Bombardements gab es im Rest des Landes auch noch nach 1943.

Urheberrechte: Archivio di Stato di Brindisi.

GESCHICHTE

Die ersten militärischen Aktionen der Alliierten auf italienischem Boden erfolgen nach der Kriegserklärung 1940 mit Luftangriffen auf die Industrieansiedlungen im Norden des Landes. Die Bombardements nehmen auf der gesamten Halbinsel in den folgenden Jahren zu, worunter auch die Zivilbevölkerung zu leiden hat (geschätzt werden zirka 60.000 Opfer).

Am 9. Juli 1943 landen die Alliierten auf Sizilien und dringen ohne Widerstand bis Salerno und Taranto vor; im Oktober halten sie in Neapel Einzug. Der Vormarsch verliert im Winter an Fahrt, die Deutschen können sich dank erhaltener Verstärkungen in der Gustav-Stellung neu organisieren. Im Januar 1944 landen die Alliierten am Strand von Anzio, südlich von Rom, wo sie auf starken deutschen Widerstand stoßen. Eine heftige Schlacht entwickelt sich rund um das mittelalterliche Kloster von Montecassino.

Am 4. Juni wird Rom befreit. Die Deutschen verharren entlang der Goten-Stellung, deren östliche Linie im Herbst durchbrochen wird. Im November stellen die Alliierten die Kampfhandlungen ein und fordern die Partisanen auf, es ihnen gleich zu tun („Alexander-Proklamation“). Die Militäroperationen werden danach erst im April 1945 wieder aufgenommen und Ende des Monats mit der Befreiung des Landes beendet.      

Die Deutschen sind zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen, die am 29. April 1945 in Caserta unterzeichnet wird und am 2. Mai in Kraft tritt. Bis 1. Januar 1946 werden die befreiten Regionen, mit Ausnahme für einige Gebiete an der Ostgrenze des Landes, von der Alliierten Militärregierung (Allied Military Government, AMG) verwaltet.

ERINNERUNG

Die Erinnerung an die Invasion der Alliierten spielt in Italien weiterhin eine zentrale Rolle. Vom Süden des Landes bis hinauf in den Norden erinnern zahlreiche Zeitzeugenberichte an die Ankunft der „Amerikaner“, an die Verteilung von Lebensmitteln und die freudigen Begegnungen mit der befreiten Bevölkerung.

Außer den in der kollektiven Vorstellung verhafteten Bildern zeugen auch noch zahlreiche Spuren vom Vormarsch der Alliierten auf der Halbinsel. Zu den wichtigsten gehören die Museen und Gedenkstätten, die den Landungen und den militärischen Konflikten gewidmet sind sowie Friedhöfe und Denkmäler, die von den 29 unterschiedlichen Herkunftsländern der Alliierten zeugen. An den anglo-amerikanischen Anteil an der Befreiung wird während der Feierlichkeiten zum 25. April erinnert, dem Nationalen Festtag der Befreiung.

Weniger umfassend ist die öffentliche Aufarbeitung der alliierten Bombardierungen in Italien, der Gewalttaten, die in bestimmten Gebieten die Zivilbevölkerung betrafen oder die tragische Ausbeutung der betroffenen Gebiete für Kriegszwecke. Diese Episoden stellen eine unbequeme und politisch heikle Erinnerung dar, die erst in jüngster Zeit in die Betrachtung einfließt.

Sehenswürdigkeiten

03.
Denkmal für die Brasilianer
(Gaggio Montano, Emilia-Romagna)
04.
05.
Kriegsgefangenenlager PG 49
(Fontanellato, Emilia-Romagna)
06.
Museum und historischer Gedenkpark
(San Pietro Infine, Kampanien)
07.

 

Film- und Literaturtipps

O sole mio

Film

(Giacomo Gentilomo, 1946)

La ciociara

Film

(Vittorio De Sica, 1960)

Paisà

Film

(Roberto Rossellini, 1946)

The Battle of San Pietro

Dokumentarfilm

(John Huston 1945)

Mehr erfahren

International Bomber Command
La liberazione di Roma
(di Gianni Bisiach)